Unangenehme Fremd-Beschallung (II)

Von | 27. August 2007

Das Handy klingelt: „Ich bin gleich da!“, „Was macht der jetzt eigentlich so den ganzen Tag?“ oder „Erzähl mal, wie war dein Urlaub?“. Belanglosigkeiten, höchstens für den- oder diejenigen interessant, die am anderen Ende als Zuhörer fungieren. Das alles lautstark der Öffentlichkeit mitgeteilt, in der Bahn, direkt neben mir.
Es nervt! Man verschone mich bitte mit derlei Privatangelegenheiten und Dingen, die nicht für mich bestimmt – eben privat – sind. Denn ich möchte nicht wissen, dass es heute Lasagne zum Mittag gab oder dass es Eheprobleme gibt, die man wohl am besten schnellstmöglich ausdiskutieren sollte. Das sollte getan werden, aber bitte nicht am Mobiltelefon, sodass die ganze Bahnkundschaft dadurch zwangsläufig in die Zuhörerrolle gedrängt wird.

Wie schon vorher einmal im Artikel „Unangenehme Fremd-Beschallung“ beschrieben, bedarf es einer gewissen Etiquette, eines sozialen Miteinanders im öffentlichen Verkehrsraum. Nicht nur für Musikkonsumenten, sondern auch für die Mobilfunker. Da haben private, aber auch geschäftliche Angelegenheiten nichts in der Handykommunikation zu suchen; zumindest nicht in dem Umfang. Eben weil es kaum eine Privatsphäre in diesem Raum gibt, sind Gespräche – oft über Zimmerlautstärke hinaus – zu unterlassen. Ich selbst empfinde es als unangenehm genug wenn ich berufsbedingt mein Handy in der Bahn/unterwegs eingeschaltet haben muss, z.B. weil ich Rufbereitschaft habe. Ein Gespräch würde zur Qual. Eben weil es Dinge gibt die nicht für die Ohren der Allgemeinheit bestimmt sind.

Wäre es z.B. in einem Wartezimmer oder Restaurant kaum denkbar oder im Kino peinlich, wird in der Bahn munter drauflos gequasselt, egal wer mithört oder sich dadurch gestört fühlen könnte.

„Ja, ich dich auch!“ *schmatz* „Tschüssi!“ – Einen schönen Dank für die kostenlose Auskunft.

Stehe ich mit dieser Einstellung alleine da oder mache ich mir zu viele Gedanken? Wie seht ihr das, nervt es den ein oder anderen von euch auch?

14 Gedanken zu „Unangenehme Fremd-Beschallung (II)

  1. s.bach

    Das ist eigentlich der einzige Grund dafür, dass ich einen iPod habe und immer Musik für Unterwegs brauche. Finde Privatgespräch die länger als eine Minute gehen in der Bahn fürchterlich.

  2. stef Beitragsautor

    Meinst Du die Privatgespräche anderer? Manch einer möchte auch einfach mal seine Ruhe haben, auch wenn jemand gern mit ihm reden würde.

    Ich höre auch sehr gern meine eigens zusammengestellte Musik unterwegs. Unangenehm wird es dann wirklich, wenn man trotzdem die Musik des anderen hören kann. 👿
    Meine Eindrücke dazu habe ich im ersten Teil verfasst.

  3. Alexa

    Einige Gespräche würde ich wohl amüsant finden, aber im Großen und Ganzen finde ich es auch nervig! Und deshalb (und aus anderen Gründen) fahre ich dann doch lieber Auto 🙂

  4. stef Beitragsautor

    Jaaaa, Auto ist natürlich eine ganz andere Sache. 🙂 Da kann man sich auch gut seine eigene Unterhaltung erschaffen.

  5. maksi

    Sollte mein Handy zufällig noch eingeschaltet sein, wenn ich mich irgendwo befinde, wo ich ganz sicher nicht telefonieren möchte, dann bitte ich den Anrufer entweder später nochmal anzurufen oder teile ihm nur mit, dass ich später zurückrufe. Gespräche führe ich in der Öffentlichkeit ganz sicher nicht! Bei anderen stört es mich/stört es mich nicht … je nach Ort und Lautstärke. Im Straßencafé stört es mich weniger, als z. B. in einem Innencafè; in einem Museum mehr, als beim Einkauf usw.

  6. Atatoerk

    Ich neige mittlerweile auch eher dazu, das Handy ausgeschaltet zu lassen und das nicht nur an öffentlichen Orten.
    Ich habe die Feststellung gemacht, dass dieses häufige, auf Alltäglichkeiten reduzierte Kommunizieren, mir den Gesprächsstoff für Abends raubt.
    Oder Beispiel Urlaub. Wenn ich, oder meine Frau, alleine unterwegs bin, dann telefonieren wir in dieser Zeit nicht mehr miteinander. Vielleicht eine sms „bin gut angekommen“, aber das wars. Umso mehr denke ich an sie und wir haben dann, nachdem wir wieder zusammen gekommen sind, viel zu erzählen.

  7. stef Beitragsautor

    Ich selbst lasse mein Handy auf stumm geschaltet oder mache es aus wenn ich unterwegs bin, vor allem in der S-Bahn.
    Problematisch finde ich die geschäftlichen Gespräche, die man nicht einfach abstellen kann. Es sei denn, man schaltet für die Zeit aus „stumm“ und ist somit nicht erreichbar. Manchmal möchte ich gar nicht wissen welche sensiblen internen Details am Handy da gerade besprochen werden, die nicht für das öffentliche Ohr bestimmt sind.

  8. AndiBerlin

    Ich verstehe ja auch nicht was das mit den Privatgesprächen in der Öffentlichkeit soll. Wenn ich mal unterwegs vergessen habe mein Handy auf Stumm zu stellen und es erreicht mich ein Anruf, dann ist mir das schon peinlich. Ich sage dann meinem Gegenüber am Telefon dann immer, das ich so bald wie möglich zurückrufe.
    Anderen hingegen scheint das nicht peinlich zu sein.

  9. stef Beitragsautor

    [quote comment=“1277″]Anderen hingegen scheint das nicht peinlich zu sein.[/quote]
    Genau das ist auch meine Beobachtung. Da scheint es ein anderes Schamempfinden zu geben. 😕 Aber selbst wenn denen das nicht peinlich ist – ich will es meistens gar nicht hören aber werde dazu gezwungen.

  10. Akshaya

    Dem kann ich mich nur anschließen. Es ist einfach so… so… uninteressant und nervig und blöde, anderen beim Telefonieren zuhören zu müssen. Sogar wenn ich zu Hause bin und mein Mann telefoniert, geh ich stiften.

    Ich krieg ja nur die eine Seite der Unterhaltung mit, das machts noch doppelt doof. Bei einer Unterhaltung zwischen zwei Leutchen in der Bahn kann ich mir oftmals das Grinsen kaum verkneifen und dreh auch mal heimlich meinen iPod leiser um mich zu amüsieren, worüber andere so reden.

    Aber meist habe ich meinen EiPott mit den InnenOhrHörern so laut, dass ich mich auf die Musik konzentrieren kann, ohne von den Gesprächsfetzen anderer belästigt zu werden.

    Meine Handynummer haben gottseidank nur eine Handvoll Leute – Mann, Mutter und Freund/in, und die rufen mich so gut wie nie an. Aber was mir echt peinlich ist: Wenn ich mit Mann einkaufen gehe und er wird angerufen – das gibt sofort ein Gefühl von „Der gehört nicht zu mir, der ist mir zugelaufen“ *brrr* Der kennt da auch nix und telefoniert mitten im Laden…

  11. stef Beitragsautor

    Ach herrlich, Akshaya! Ich musste wirklich schmunzeln als ich deinen Kommentar las und fühle mich gleich bestätigt. 🙂

    „Nein, ich gehöre nicht dazu.“ Sehr schön, das denke ich mir dann auch gern mal in solchen Situationen. Es ist schon eigenartig wie die Menschen so ticken – unterschiedlich ticken.

    Ähnlich ist es mit Personen, die dann möglichst lautstark ihre Meinung kundtun und für diesen Augenblick denken, ihnen gehörte der Laden, die Bahn, etc. ganz allein.

  12. Akshaya

    Ja! Wie peinlich ist das denn!

    Gut, ich ruf auch mal laut „Gesundheit“ wenn einer (ziemlich weit weg) seinen Nieser geradezu herausschreit. Oder murmel mir meine höchstpersönlichen Kommentare in den nicht vorhandenen Bart. Aber das mach ich dann leise, weil ichs mir nicht verkneifen kann. Geht ja keinen anderen was an, was ich mir so (laut) denke.

    Aber manche halten sich wohl für so wichtig, dass sie ihre Umwelt davon ständig und unüberhörbar in Kenntnis setzen müssen. Vielleicht ists auch einfach nur ein Minderwertigkeitskomplex, oder sie haben von Mutti nicht genug Beachtung geschenkt bekommen.

    Manche Leute sind echt eigenartig…

  13. stef Beitragsautor

    [quote comment=“1281″]Manche Leute sind echt eigenartig…[/quote]
    Meine Mutti würde dazu jetzt sagen: Man gut das alle anders sind, sonst wäre es ja langweilig. Und Recht hat sie.
    Aber ich stimme Dir auch zu: Manche sind einfach ZU eigenartig. 😉

  14. key

    es gibt schlimmeres: ich war mal einkaufen, weiß nicht wie der laden hier, g-fashion oder so… jedenfalls lief dort die musik sowas von laut, irgendwelche lästige hip-hop-techno-musik. jedenfalls war ich nach 5 minuten wieder draussen.

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