Leben für das Wochenende

Von | 29. März 2007

Mir scheint als leben viele Menschen nur für das Wochenende, als schleppen sie sich über die übrigen Tage und sparen sich die Lebensenergie für ein paar Stunden auf, um kurz darauf erneut in eine Art Koma zu verfallen. Kaum ein Tag in der Woche ohne dass deren Ende sehnlich erwartet wird. Vor allem über das Radio kann man es lautstark mitverfolgen: Durchhalteparolen und Darstellung als Heiligtum, welches es zu vergöttern gilt.

Ich selbst habe eine zeitlang NUR für das Wochenende gelebt, zu Zeiten des Wehrdienstes. Eine Zeit, die es schnellstmöglich hinter sich zu bringen galt. Heute sehe ich das anders, verbringe jeden Wochentag möglichst sinnvoll und lebenserfüllt. Was nicht bedeutet, dass das Ende der Woche nicht ebenso geliebt wie auch gelebt wird. Nur bekommt es nicht zwangsläufig den Status einer gottähnlichen Erscheinung. Und natürlich gibt es auch Zeiten, in denen ich mir wünsche sie würden schnell vergehen.

Warum jedoch leben Menschen zu wenig im Jetzt während der ersten fünf Tage einer Woche? Sind es z.B. die Medien, die uns tagtäglich manipulieren? In einer Weise, die uns Menschen vergessen lässt, wie wichtig die Tage vor dem Ende einer Woche sind.
Erst wer A sagt kann auch B sagen. Oder: Mensch wach auf! Das Leben besteht aus mehr als einer Aneinanderreihung von mehreren (Wochen-)Enden.

17 Gedanken zu „Leben für das Wochenende

  1. Stefan

    Ich glaube, manche machen so krasse Jobs, dass es garnicht ohne Abschalten geht. Ich habe selbst mal als Zeitarbeiter an unzähligen Fließbändern gestanden und via MP3-CD-Player Hörspiele gehört (Danke an Stanislaw Lem an dieser Stelle). Da musste man seinen Kopf abschirmen, sonst hätten die ganzen Gehirnzellen den Freitod genommen … also vielleicht kommt es bei manchen daher.

  2. stef

    Okay, aus der Richtung gesehen ist da sicher was dran.
    Und was mir heute z.B. wieder im Radio entgegenhallte: Es ist doch schon Donnerstag; nur noch ein Mal schlafen dann ist Freitag und quasi Wochenende.
    So wird sich von einem zum nächsten Tag gehangelt, bis der nächste Montag dann wieder die komplette Ernüchterung bringt.

    Nebenbei: Ich wußte, dass irgendwann ein Namensvetter hier kommentieren und sich mein Namenskürzel bewähren wird 🙂 Willkommen Stefan!

  3. Stefan

    @stef: Das war ja sehr vorausschauend gedacht von Dir. Hm … bei mir ist das noch nicht passiert, aber dass kann ja dann auch nicht mehr lange dauern. In letzter Zeit begegnen mir dauernd Stefans. Die meisten sind sehr sympathisch 😉

  4. key

    ich glaube das ist der heutige zeitgeist. die medien diktieren uns das leben, solange man es natürlich zulässt. es scheint so zu sein, als hätte die gesellschaft den spass am leben verloren. leistungsdruck, konkurrenzdenken (was uns schon seit dem kindergarten und der schule eingeprügelt wird), angst vor wirtschaftlichen veränderungen… all das betrachten viele als einen staffellauf (stöckchen!) und freuen sich natürlich auf das wochenende, wo man diese faktoren für ein paar tage vergessen kann.

  5. key

    offtopic: oh man, die top-kommentatoren key und key leisten sich ein kopf an kopf rennen! 😀

  6. stef

    @key I+II: Ja, habe ich auch schon gemerkt. Da müssen sich die anderen aber anstrengen, dann wird der letzte key aus der Liste verschwinden. Ist schon eigenartig, was eine Blogänderung so mit sich bringt. 🙂

  7. key

    es sei denn, du änderst bei altem key (blog.keyform.de) die kontaktdaten, e-mail adresse und www-adresse. hab es so bei einem gewissen station9111 gemacht. jetzt ist alles stef und er darf sich als bestplatzierter betrachten 🙂

  8. stef

    Danke für den Denkanstoss 😀 Nun schau mal einer an, was sich da plötzlich auf den ersten Rängen getan hat.

  9. maksi

    Also ich arbeite gerne (auch wenn sich das manchmal im Blog anders liest *g*). Ich freue mich zwar auch auf die Wochenenden, aber sie sind nicht mein einziger Lebensinhalt *g* Montage sind mir nur insofern verhasst, weil sie meinen am WE gelebten Rhythmus wieder durcheinander bringen. Denn mein WE-Rhythmus ist der, der am besten zu mir passt.

  10. stef

    Wahre Worte maksi! Das mit dem Rhythmus stimmt auch. Aber dadurch, dass ich fast täglich wechselde Arbeitszeiten habe, fällt mir das nicht so sehr auf.

  11. Petra

    Ich lebe auch nur für die Wochenenden. Mein Job nervt mich, dann ist man erst 17:15 zu Hause, heute noch 2 Stunden später. Ich versuche zwar oft abends noch Sinnvolles zu machen, kann aber vor Abgespanntheit oft nur noch den Fernseher anschmeißen. Habe dann nicht mal mehr Muse, ein Buch zu lesen, weil ich zwar die Buchstaben lese, die Inhalte aber vorbeirauschen. Ganz krass formuliert, lebe ich nur noch auf den Sozialplan meines Unternehmens hin, damit ich endlich aus der Tretmühle aussteigen kann. Uff.

  12. maksi

    Das liest sich wirklich nach absolutem Stress, Petra! Da kann ich gut nachvollziehen, dass du dich immer nur auf’s Wochenende freust. Aber ich glaube, solche „Extremfälle“ meinte stef gar nicht.

  13. Meg

    Das ist von Woche zu Woche unterschiedlich. Es hängt vom Wetter ab und auch von der Jahrezeit. Es gibt Wochen und Tage, an denen die Arbeitstage gar nicht schnell genug vorbeigehen können und dann kommt der Frühling und der Sommer. In der Zeit plant man auch viel unter der Woche, da die innere Uhr einen nicht dazu nötigt um 21 Uhr zu gähnen und ans Bettchen zu denken. Da verabredet man sich in den Biergarten, macht Sport, geht zu Freunden grillen, buddelt im Garten, etc. pp. Dann lebt man nicht nur für das Wochenende, sondern für den Feierabend 🙂

  14. stef

    @Petra, Maksi: Das Extrembeispiel macht selbstverständlich das Leben nicht leichter. Die Frage ist hier eher, ob Durchhalteparolen dabei dienlich sind. Sie bringen wahrscheinlich in dem Fall gar nichts, weil man von sich aus stark versucht das irgendwie durchzuziehen und ansonsten abschaltet.

    @Meg: Stimmt, saisonale Abhängigkeiten spielen sicher auch eine Rolle. Darauf stellen sich die Medien ja auch ein, indem Sie z.B. in der Sommerzeit vermehrt ein auf „bald-ist-Urlaub“ machen und jeden zwanghaft bemitleiden, der noch keinen Urlaub hatte und dieses Jahr mal nicht an den Strand fährt.

  15. Meg

    [quote comment=“395″]

    @Meg: Stimmt, saisonale Abhängigkeiten spielen sicher auch eine Rolle. Darauf stellen sich die Medien ja auch ein, indem Sie z.B. in der Sommerzeit vermehrt ein auf „bald-ist-Urlaub“ machen und jeden zwanghaft bemitleiden, der noch keinen Urlaub hatte und dieses Jahr mal nicht an den Strand fährt.[/quote]

    Echt? Dann bin ich wohl nicht anfällig dafür. Was daran liegen könnte, dass ich meinen Jahresurlaub im Januar buche und mich darauf fixiere 🙂

  16. stef

    Anfällig bin ich auch nicht dafür. Es geht mir ja gegen den Strich diese Gejammer manchmal 😡

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