Blacksburg: näher als man denkt

Von | 19. April 2007

Mehr oder weniger zur Kenntnis genommen werden ja mittlerweile solche Art Nachrichten, wie sie momentan aus den USA herüberkommen. Attentäter und Selbstmörder, diesmal mit mehr Opfern als je zuvor. Aber eben aus den USA und deshalb bei uns nicht ganz so wahrgenommen, als kämen sie aus Berlin oder einer Kleinstadt in Deutschland.

Es wendet sich das Blatt, wenn man plötzlich erkennt, dass einem die Symbole (in dem Fall „VT – Virginia Tech“) auf den Nachrichtenbildern bekannt vorkommen. Hat man nicht ein Schlüsselband zu hause, welches diese Zeichen und Muster trägt? Der Begriff „Virginia Tech Hookies“ schießt mir durch den Kopf. Namen von Bekannten fallen mir ein. Ich ahnte, dass die Assoziationen richtig sind.
Ein Anruf bei meiner Schwester bringt weitere Informationen hervor. Die Gewissheit, dass es sich um genau die Universität handelt, an der auch ein guter Freund arbeitet, und genau in dem Gebäudekomplex, in dem die Tat vollzogen wurde. Genauer gesagt arbeitete er dort, da ab Anfang des Jahres sein Arbeitsplatz wechselte.
Soll man an dieser Stelle irgendjemanden danken, dass er verschont blieb? Wie würde man dann erklären, dass er selbst an jenem Tag einen guten Bekannten bzw. Arbeitskollegen verlor?

Anders wird einem auch, wenn man weiß, dass die eigenen Eltern und die Schwester früher einmal an besagter Uni zu Besuch waren, die eher ruhige Gegend kennen lernten und wissen, dass es unvorstellbar klingt: Ein Attentat in dieser Uni? An diesem Ort, Blacksburg, Virginia?

Plötzlich sind also solche Ereignisse aus dem fernen USA näher als man denkt. Nach unserem Telefongespräch musste ich meine Gedanken ordnen.

6 Gedanken zu „Blacksburg: näher als man denkt

  1. key

    ich war von so einem vorfall mal selber (in)direkt betroffen. im jahre 2003 gab es einen amok-lauf an der realschule coburg II (oberfranken in bayern), wo ich zuvor geschult worden bin. meine schwester war aber genau zu dem zeitpunkt im unterricht. sofort verließ ich die vorlesung an der fh coburg und bin schnell heim, um mich zu erkundigen, was, wer, warum. man, das war ein hammer sag ich dir. ich stand kurz vor´m umkippen, eh ich nicht erfahren habe, das meine schwester wohlauf ist.

  2. stef

    Ja, wenn direkte Familienangehörige daran beteiligt sind, ist das gleich mal ein Stück härter.
    Ich denke, wenn man davon nicht direkt betroffen ist, kann man sich das auch nicht wirklich vorstellen, wie man reagieren und was für Gedanken einen plagen würden.

  3. key

    zum glück hat der amok-läufer damals niemanden verletzt. leider aber sich selber hingerichtet. gleich danach war ich wieder an der fh. ein paar studenten haben davon natürlich gehört und darüber gelacht, nach dem motto „was für ein weichei. keinen angeschossen, nur sich selber…“. ich stand kurz davor, einem in die fr…. zu hauen. 👿

    für mich war es unbegreiflich, wie stupide und hirnlos man denn sein kann, sowas von sich zu geben.

  4. stef

    Tja, solche Leute wird es immer geben. Nur weiß man in diesen Situationen wirklich nicht, ob man das einfach ignorieren oder klar Tisch machen soll (so wie Du es beinahe getan hättest).
    In Sicherheit ’ne große Klappe, wenn’s brennt … na lassen wir das.

  5. Stefan

    Ich denke, da spielen zwei Dinge eine wichtige Rolle. Einerseits ist das Lachen im männlichen Gehirn Teil der Angstbewältigung (was ich hier aber ausschließen würde), andererseits ist es wohl das normale, unter Männern verbreitete Poserverhalten.
    Ich kann Dich gut verstehen, dass Du Deinem Ärger da gern Luft gemacht hättest, aber auf der anderen Seite hätte es ja zu keinem Aha-Erlebnis des dann Betroffenen geführt. Mit großer Sicherheit hätten diese Studenten auch anders reagiert, wenn ihre Angehörigen betroffen gewesen wären.
    Zwei Sätze von Dir hätten aber vielleicht schon was bewirkt – Gut von mir dahergeredet. Ich bekomme wenn ich sauer bin auch kein Wort mehr raus, dass irgendeinen Sinn ergeben könnte …

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