Sprach-Memo vom Mauerstreifen – Berlin 2017

Von | 3. Oktober 2017

Mein Sprach-Memo vom Mauerstreifen, Berlin im September 2017.

Transkript zur Audiospur

Mauerweg in BerlinEs ist ein Sonnabend und ich vertreibe mir die Zeit ein bisschen draußen. Bin mit dem Fahrrad unterwegs und bin gerade zutiefst dankbar. Das kann ich kurz erklären…

Ich sitze am Mauerweg, am Mauerweg in der Nähe von der Rudower Straße. Da hinten rauscht die A113 in Berlin. Und an der ehemaligen Grenze – hier sind noch einige Grenzbausteine zu erkennen – ist ein optisch hervorgehobener Durchbruch durch die ehemalige Mauer.
Ich sitze hier auf einer der Seiten auf einer Bank und gucke auf die andere Seite – dort steht noch eine Bank – und überlege, wie das hier vor etlichen Jahren einmal ausgesehen haben könnte. Da war die Mauer halt zu. Heute gucke ich hier durch, durch den Streifen, kann in ein paar Sekunden von der einen auf die andere Seite gehen. Von einem Weg auf den anderen.

Das war von einigen Jahren nicht möglich. Na gut, es ist schon wieder etwas länger her. Und ich sitze hier, bin entspannt und denke so, wie mag das hier früher ausgesehen haben? Und komme auf den Eingangsgedanken zurück: deshalb bin ich jetzt zutiefst dankbar, dass ich einfach rüberlaufen kann!
Es ist egal auf welcher Seite ich sitze, stehe oder irgendwas tue – ich kann auf beiden Seiten Fahrrad fahren und laufen. Keiner, der mich davon abhält. Die Grenze ich einfach nicht mehr da! Auch wenn sie vielleicht in den Köpfen existiert – faktisch ist sie nicht mehr da!

Und dafür bin ich sehr dankbar. Dass ich das kann, dass ich das darf. Dass ich in einer Zeit lebe, wo das möglich ist. Wo es nicht mehr Waffengewalt braucht, um diese Grenze zu verteidigen. Sie ist einfach nicht mehr da!

Das ist mir gerade so durch den Kopf gegangen. Eben weil ich hier gerade so entspannt sitze. Und ich freue mich, dass es in dieser Zeit möglich ist. Und hoffentlich auch – ich sag mal bis zum Lebensende – so bleibt. Dafür kann und möchte ich einiges beitragen. Zumindestens in den Köpfen.
In meinem Kopf, dass es dabei bleibt, dass es die Grenze nicht mehr gibt. Kann ich schwer beschreiben, aber dass ist tatsächlich so. Tiefe Dankbarkeit. Und ich hoffe, dass ist bei euch, die ihr vielleicht nicht an der ehemaligen Grenze lebt so wie ich, auch angekommen. Dass es Möglichkeiten gibt, miteinander zu leben, ohne diese Mauer im Kopf zu haben.

In diesem Sinne… in diesem Freiheitssinne… weiter so! Und auf eine freudige Zukunft gemeinsam!

2 Gedanken zu „Sprach-Memo vom Mauerstreifen – Berlin 2017

  1. Marcel

    Gott sei Dank gibt es die nicht mehr! Vielen Dank für die Erinnerung das wir auch schlimmere Zeiten hatten.

  2. Andree

    Es sind die Kleinigkeiten, die das Leben lebenswert machen! Sich am Alltäglichen erfreuen und sich darüber im Klaren sein, dass es auch anders sein könnte, nicht immer so war – ich denke, das ist gut und sehr wichtig!
    LG Andree 😉

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